Seelengevögelt

Drei Tage durchlieben, durchreden, durchlachen, durchatmen, durchleben.
So ein großartig einfacher Plan, den wir uns da geschmiedet haben, für geschenkte Zeit mit- und füreinander.
Ein Sommerwochende, hier oben bei mir in Hamburg, und wir werden nicht nur vom Wetter geküsst, das sich für anhaltend 30 Grad entschieden hat, und uns zwischen Strassencafeecken, Kunst und Muse vor sich hertreibt. Ab ins Museum und die Hälfte der verrückten Installationen über das “wiederholte, bessere Scheitern frei nach Beckett” nicht verstehen. Muss ja nicht, geht auch ohne. Gesehen ist gemerkt, ist erinnerbar. Lächelnd, heute, morgen, irgendwann in der Zukunft, wenn ein Wort, eine Sequenz aufploppt, die uns hier her zurückholt, für einen schönen, langen Moment. Und vielleicht verstehen wir dann ein Stück mehr, wer weiß?

Blödsinn reden, Unsinn tun und Sinn machen. Wo ist der nächste Schatten, der nächste Zwischenstopp zum übereinander herfallen, zum uns aussaugen ohne Energieverlust? Das Essen vergessen, weil wir uns lieber durch die Laken jagen und den Vorhang vom offenen Fenster ficken, der von einer stundenlang ersehnten, kurzen Windbö übers halbe Bett geweht wird. In dem wir uns verwickeln, dort wo es keine Trennung zwischen Körpern und Geistern gibt, wo für eine gewisse Zeit alles eins wird, Du und ich und hallo Nachbarn vom Balkon gegenüber, ja tut uns kein Stück leid und kommt garantiert wieder vor. Versprochen.

Unsagbar hungrig werden, am Abend beim Italiener draußen sitzen und von Innen strahlen. Begreifen, dass wir da gerade die einzigen sind, die das tun. Glücklich darüber, dass man es sehen kann, und ein wenig traurig, dass andere es gerade nicht um sich tragen. Dieses besondere Glück. Die Welt wäre damit eine bessere, unbestritten. Nocheinmal nachschenken lassen und anstossen, wir trinken uns spritzig seit Nachmittag durch die Welt und werden nicht betrunken, nur heiter.

Uns über die vorstelligen Zimmermänner auf ihrer Walz freuen und feststellen, dass der eine von den beiden ein verflixt cooler Typ ist. Und dass Du meinen zwinkernden Blick und das eindeutig, zweideutige “OH JA!” nicht nur zu deuten, sondern zu verstehen weißt, und mit mir herzlich darüber lachst, weil Du nicht erwartest, dass ich blind und beschränkt durch die Welt gehe…

Nachts mit zwei Flaschen Bier auf Pollern am Hafen sitzen, der noch immer die schwüle Luft des Tages über sich trägt. Die warme Kaimauer unter den blanken Füssen spüren und in der Mitte ein Danke für die Besonderheit des Moments. Übers dunkle Wasser schauen und gegenseitig lachend in die Augen, ein paar alte Geschichten ausgraben und erzählen. So bist Du also, und so bin ich. Und ich mag Dich, auch wenn Du mir manchmal fremd bist und anders und trotzdem vertraut.

Nach Hause kommen und zur späten Stunde das lachend angekündigte “Wir sind für heute noch nicht fertig miteinander” eben nicht einhalten.
Weil es außer der letzten Dusche, nacktem auf den Laken trocknen und Deiner Hand auf meiner Brust nichts gäbe, was den Tag runder machen könnte.

Tiefschlafende Nacht.
Meine Seele wird Dir am Morgen frisch in den Schoß rinnen.

Candy Bukowski

4 Antworten auf “Seelengevögelt”

  1. “Lächelnd, heute, morgen, irgendwann in der Zukunft, wenn ein Wort, eine Sequenz aufploppt, die uns hier her zurückholt, für einen schönen, langen Moment.”
    Eigentlich würde ich ja am liebsten alles zitieren, weils wirklich so schön ist, aber das wäre ungeheuerlich. Toller Text und einfach nur wow!

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      1. Besondere Momente bekommen eine besondere Erinnerung ;)
        Gern geschehen und lieben Gruß, N

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