Eine rundum wunderschöne Geschichte

Genau das würde sie jetzt tun.
Endlich einmal eine rundum wunderschöne Geschichte erzählen.

Eine selbst erlebte. Eine, die von vorne bis hinten einfach nur wunderschön und richtig und unvergleichlich zauberhaft ist. Herzwarm und ohne irgendeine Einschränkung. Etwas rundum Schönes.

Eine Geschichte ohne Anlaufschwierigkeiten am Beginn.
Oder Ausstieg im Mittelfeld.
Eine, die auch am Schluß keine bittere Note hinterlässt.

Sie würde jetzt eine schreiben, die so leicht aus den Fingern rinnt, wie sie selbst leicht und unbeschwert war. Und dennoch erzählenswert. Erzählenswert ist unheimlich wichtig. Wer will sich schon langweilen? Beim Lesen, oder beim Schreiben? Oder im Sein?

Vielleicht müsste es eine kleine Geschichte werden. Eine zarte.
Die großen waren durchweg so wuchtig.
Und hatten irgendwo immer einen Bruch.
Einen scharfen Seelensplitter.
Oder einen tief vergrabenen Schmerz.
Eine offene Frage.
Einen gewundenen Weg.

Eine kleine, zarte also. Aber dennoch eine Geschichte.
Keine Sequenz.
Keinen Moment.
Keinen Augenblick an allem.
Nicht ein einzelnes Gefühl.

Nicht ein Foto, mit geschlossenen Augen geknippst, bewahrt und wiedergegeben.
Nicht den einen Blick über Sekunden, der Jahrzehnte abzuspielen vermag.
Kein Gespräch, außerhalb der Zeit im Hier und Jetzt.
Keine Hand in der anderen, voller Selbstverständnis und lachendem Ja.
Nicht das lange Schauen über das Meer und die Zufriedenheit im Sein.‘
Kein einzelner Kuss, keine einzelne Nacht, so schön sie auch war.
Auch nicht die Vertrautheit, die sich ergießt aus langem wir und du.

Eine wunderschöne Geschichte, weit über den Moment hinaus.
Ohne Melancholie und Sehnsucht.
Ohne süßen Schmerz und herbes Glück.
In sich geschlossen, ohne begrenzt zu sein.

Sie würde sie schreiben und erzählen.
Gleich.

Nur einen Moment noch.

Candy Bukowski

27 Antworten auf “Eine rundum wunderschöne Geschichte”

  1. Wie „schön“, dass Dir die guten Geschichten nicht so aus dem Ärmel fallen, sondern, dass Du sie Dir hart erarbeiten musst. Ich warte gerne einen Moment, bisher hat sich das Warten immer gelohnt ;)

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    1. Mach Dir keinen Stress. Habe heute einen Kommentar von Vertunmus bei Freidimensional gesehen. Er meinte, frei interpretiert, dass ein guter Blog aus Content und Stil besteht. Am besten aus beidem. Selbst wenn der Content einmal fehlen sollte bleibt immer noch der Stil.

      Bisher war fast jede Geschichte ein Genuss, warum sollte sich das ändern ;)

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  2. Diese Geschichte über das Nachdenken zum Verfassen einer Geschichte, – über das Soll und das, was tatsächlich Ist, über die Vorgeschichte zur Geschichte, die schon eine ist -, hat mir sehr gut gefallen. Comprende? :-) Liebe Grüße!

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      1. Keine Sorge. Ich hol dich da raus, wenn es schief geht. Aber ein bisschen lass ich dich zappeln. Schließlich warte ich ja hier auch schon einen halben Tag auf deinen Text. *tammtamm*

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  3. oh da freu ich mich….
    lass dir zeit ich bin jung und kann warten…
    weil ich weiss das es sich lohnt…
    lg m.

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      1. Oh ich bin mir sicher, dass es diese Geschichten zum selbsterleben auch gibt. Vielleicht hast Du sie auch schon erlebt, nur nicht so wirklich wahrgenommen… Vielleicht hast du sie auch selbst zu früh beendet oder sie ist noch gar nicht am Schluß. Oder – die Geschichte hat noch gar nicht begonnen.
        Oliver 2.0

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  4. Ich kann nicht warten und lese diese Ihre Geschichte mit zartsanften Pupillen. Eine Geschichte über eine bereits so häufig geschriebene Geschichte, sie ist einfach wundervoll. Ich erkenne Silbenfäden wieder, die ich schon mehr als einmal bei Ihnen lesen durfte und bin so vermessen mir diese Geschichtengeschichte als Einstieg beim Bloglesetreff in Hamburg zu wünschen. Herzlichst, schönbegeschichtet, Ihre Frau Knobloch.

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    1. Ja, Werteste. Sie konnten sie darin lesen. Warum wundert mich das jetzt nicht? Danke fürs Erkennen. Und die Idee zur Eröffnungsgeschichte beim möglichen Bloglesetreffen lässt mich lächeln.

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  5. Wunderschön. Wie die Geschichte wohl ausgegangen wäre…? Vielleicht hätte an ihrem Ende einfach ein Lächeln gestanden, ein solches, wie es gerade auf meinem Mund liegt. Vielen Dank dafür, Frau Bukowski

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