Übrigens: Oktober wird mein Monat -Teil 2

Ich hatte einen Traum. Jahrelang.
Einen etwas unausgegorenen, aber sehnsüchtigen. Sehnsüchtig war er unbedingt. Einen von diesen ganz großen Lebensträumen, die sich in der Erfüllung etwas sperrig zeigen. Was daran liegen mag, dass man sie sich in Wahrheit gar nicht so recht zutrauen mag. Da steht noch etwas dazwischen oder es fehlt noch was, das braucht noch seine Zeit, Ziel, Mittel, Geld, Talent. Aber irgendwann, holla die Waldfee, da ist er dran der Traum! Und schon bleibt der Wunsch Vater des Gedankens.

Ich habe nie wirklich etwas für seine Erfüllung getan. Ich habe ihn gefüttert, klar. Ihn mit immer neuen Inhalten zu einem dicken, fetten Traum gemästet. Und ich habe ein wenig trotzig mit ihm herumexperimentiert, ihn auf gesichtertem, kleinem Terrain ein wenig spazieren geführt, damit er sportlich bleibt und ihm die Luft nicht ausgeht. Aber ich habe nie gewagt, ihn ernsthaft wiegen zu lassen. Somit hätte er mit Fug und Recht, auch irgendwann einfach platzen können und vorzuwerfen wäre nichts gewesen.

Aber es ist anders gekommen. Da hat sich kürzlich doch tatsächlich jemand meinen dicken, fetten Traum ausgeliehen und ihn, bei einem dieser erschreckend großen Wunscherfüllungshäuser, einfach mal in eine der oberen Etagen geworfen. Woraufhin überraschend eine Ladung Probefutter bei mir geordert wurde. Ich gebe zu, ab diesem Moment wurde ich nervös.

Und ziemlich sprachlos. Was sich auch bei der freundlichen Einladung zum Kaffee in der ersehnten Etage nicht änderte. Nicht unter den ganz zauberhaften Menschen eines Teams, das ohne langes Verhandeln davon sprach, auf genau dieses Futter für ihre Pläne nur gewartet zu haben. Nicht als mir gänzlich nebenbei eine reizende junge Dame als meine künftige Pressefrau vorgestellt wurde. Und schon gar nicht, als der ganze dicke, fette Traum in mehrfacher Ausfertigung unter Vertrag genommen wurde.

Bähm! Da saßen wir, mein Moppeltraum und ich, balancierten die Kaffeetasse auf den Knien und starrten paralysiert auf das weit geöffnete Tor 3, ganz ohne Zonk, das nun mit „Realität“ beschriftet ist.

Puh. Was für ein Gefühl.
Großartig, gewaltig, dankbar, warm, weich, wundervoll. Und still.
Ich war mir sicher, sollte sich dieser Traum irgendwann erfüllen, würde ich auf den Tischen tanzen, wildfremde Menschen küssen, laute Lieder singen. Auf jeden Fall sprudeln wie ein Wasserfall. Aber dem ist nicht so. Ganz seltsam. Die Freude ist riesengroß und freut sich still. Weil – und ich habe einige Tage gebraucht, um den Grund zu sehen – nicht die oberflächliche Erfüllung dieses Traums mein Herz berührt. Sondern weil sie mich mit meinem Leben versöhnt. Mit allen Auf und Abs, mit jedem Mal gehen und nicht bleiben können, mit allem Ballast in dem ich stecke, mit allen Flügeln die mir wuchsen, mit allem was ich bin und was ich niemals sein kann.

So ist das. Und vielleicht steht das hier absolut richtig oder absolut falsch, aber ich wüsste nicht, wie ich es anders schreiben sollte. Und darum geht es ja. Endlich voll und ganz berechtigt, so schreiben zu können, wie es sich eben aus mir schreibt. Ohne Genrepflicht und allzu leichten Unterhaltungsanspruch. Und dafür bin ich allen guten Mächten und verknüpften Menschen dankbar.

Und Euch da draußen! Mit erkennbaren Gesichtern oder auch ohne, die Ihr mir seit zwei Jahren die Stange haltet und lest und mögt, was ich immer wieder aufs Neue verbreche. Ohne Euch wäre der Moppeltraum verhungert, soviel steht fest. Danke dafür!

Candy Bukowski, mein geliebtes Alter Ego, das mir über diese Zeit verdammt nah an die eigene Haut gewachsen ist, darf sich ab Oktober also im Großen beweisen. Sie startet – dem neuen, zukunftsträchtigen  Buchmarkt entsprechend – digital in einem wahrlich innovativen Team aus Literaturbesessenen. Zwei Titel werden noch diesen Herbst/Winter 2015 erscheinen und ich freue mich unheimlich darauf.

Tja, ich hatte einen Traum. Und bin damit wahrlich nicht die einzige. So viele verdienen dessen Erfüllung. Aber irgendwie soll dieser Oktober vielleicht doch meiner werden. Nun existiert plötzlich Realität, ein direkter Draht zur Verlagsleitung, ein richtiges Lektorat und all der Zauber, der so lange unvorstellbar schien.

Und zum Glück auch eine Menge Arbeit zum erden, damit nicht mehr nur traumgetänzelt wird. Besser ist das. Also: ich muss leider los, die „Helden“ können nun nicht mehr länger warten :)

Herzlichst!
Candy

 

28 Antworten auf “Übrigens: Oktober wird mein Monat -Teil 2”

  1. Kompliment. :)

    Übrigens bin ich dir auch noch eines schuldig für deine Lesung drüben in Wedding (ich werde alt und vergesse Dinge, es ist schlimm). Du warst umwerfend. Ich könnte dir Stunden zuhören. Und sogar meine Lieblingsgeschichte mit der Leopardenlady war dabei. Nur bin ich bei der geographischen Einordnung deiner Herkunft nicht ganz sicher. Thüringen? Franken?

    Gefällt 2 Personen

    1. Hey, danke Dir. Umwerfend ist groß. Jetzt sag aber bloß, Du warst da und hast Dich mir nicht zu erkennen geben!? Das geht ja gar nicht, das müssen wir nochmal neu machen :D
      Ansonsten: knapp daneben. Ich muss Bayrisch-Schwaben mit stets bemühtem Hochdeutsch gestehen.

      Like

  2. Frau Bukowski, du hast es ja auch mehr als verdient!! Ich freu mich so so so mit dir und für dich und sowieso und überhaupt. Von ganzem Herzen <3

    Gefällt 1 Person

      1. Alles nach und nach, liebe Candy, jetzt bist Du dran und das freut mich ehrlich so sehr! <3 Und darauf bzw. auf dich trinke ich heute Abend erst mal einen Gin Tonic :) Hihihi.

        Gefällt 1 Person

  3. Coole Sache. Wir hatten vor kurzem einen beruflich sehr wichtigen Erfolg auf den wir sehr lange warten mussten. Statt der großen Erlösung fühlte es sich sehr nüchtern an. Der Kollege meinte, dass er sich fühlt als ob er im 3 Versuch endlich den Führerschein bekommen hat und so dem Idiotentest entgangen ist. Das war eine sehr gute Beschreibung. Aber ganz langsam kam doch die Freude.
    Herzlichen Glückwunsch an Dich. Sei stolz auf Dich und vergiss uns nicht wenn Du reich und berühmt bist :)

    Gefällt 1 Person

    1. Lach. Ja, das ist ein passender Vergleich :) Dankeschön Guinness, finanziell reich macht mich in diesem Leben ja vermutlich nichts mehr. Aber das macht nichts, ich halte mich einfach an die anderen Werte. ein bischen bekannt allerdings, das wäre schön :)

      Like

      1. Warte ab. Eine Bekannte meiner Frau hat jetzt 3 Bücher veröffentlicht und man merkt schon wie sich der Standard der Familie ändert.

        Like

  4. @Candy: Nein, geredet haben wir nicht. Mir wäre außer „Hallo ich bin der Typ vom Kiezneurotikerblog und ich bin dein größer Fan darf ich eine Widmung mit Edding auf meinem Arm haben hihihi“ sowieso nix eingefallen. Aber ich saß mal kurz zwei Plätze neben dir. :)

    Gefällt 1 Person

  5. Die Heldensaga als Buch???? Ja, unbedingt, bittebittebitte!!! Pete! Mein inneres Punkgör übt schonmal hüpfen!
    Ach, Candy, das klingt alles so oberorbitösbonfortionös, das Glück ist doch manchmal bei den Guten!
    Herzlachgrüße,Deine Käthe.

    Gefällt 2 Personen

  6. „Sondern weil sie mich mit meinem Leben versöhnt. Mit allen Auf und Abs, mit jedem Mal gehen und nicht bleiben können, mit allem Ballast in dem ich stecke, mit allen Flügeln die mir wuchsen, mit allem was ich bin und was ich niemals sein kann.“ Wie wunderbar, wie wirklich wunderbar, wenn das damit erreicht ist! Es war an der Zeit! Deine Stunde ist gekommen, Candy, jetzt geh da raus und zeig, wer du bist und was du kannst! Glück auf den Weg, du weißt, und eine Tatze zum Halten, wenn die Hand zittert!

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar