Lächelnd, ohne Wenn und Aber und ohne jedes halbherzige Vielleicht

Schöne Tage. Viel Lachen und Erzählen, Denken und dann die Gedanken frei-, los-, tanzenlassen. Frauenpowertage. Mädelsabende. Kennt jeder, nennt jeder anders, sind immer großartig. Alles ist großartig, mit einem der richtigen Menschen, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort. Dann wenn alles einfach wird. Das Leichte, das Schwere, wir sehen uns viel zu selten und solltenwollten doch viel öfter… kennt jeder, macht jeder unbelehrbar immer wieder ähnlich falsch, wir befinden uns in bester Gesellschaft.

Wir waren unterwegs. Haben uns ein Taxi geleistet und den Fahrer amüsiert angezickt, weshalb er in einem Großraum-Wagen vorfährt. Keine Frau dieser Welt möchte von solch einem Ding transportiert werden. Wir haben gelacht, als er uns  sein Taxi „als geilste Stretchlimo in town“ verkaufte und waren überrascht, als es im Innenraum tatsächlich sechs gewaltige Ledersitze mit Beinfreiheit für so ziemlich alles gab, wovon man in einem Wagen mit verdunkelten Scheiben so träumen könnte. Die Minibar gestaltete sich als übersichtlich, aber existent. Wir wurden eindeutig schon schlechter chauffiert.

Wir waren trinken. Im sympathischen Wohnzimmer-Club 20457 mit dem freundlichsten Gastgeber von allen. Wir haben in bestem Club-Ritual zusammen mit Toni jeder einen Finger in Sambucca getaucht, sie nacheinander angezündet, im Mund gelöscht und das Teufelszeug anschließend auf ex gekippt. Wir hatten Erdbeerlimes und Aperol Sprizz und ein paar Bier, manchmal brauchst du nicht mehr, manchmal ist dies das Beste für den aktuellen Moment, dessen Vergänglichkeit sich gerne etwas hinziehen dürfte.

Wir hatten den besten Platz an der Theke und der Himmel weiß, Theken können ganz wunderbare, großartige, einsame oder ernüchternde Plätze sein. Und wir waren gerne geduldete Gäste einer, um uns herumbrodelnden, familiären hundert Personen Gesellschaft. Es gab ein 50jähriges Geburtstagskind, ein Ständchen und die besten Songs der 80er. Und fucking nochmal, eine unglaubliche Menge an unheimlich schönen, jungen Menschen . Wir hatten Spaß, mit uns und mit allen und haben sie nach und nach gescannt. Wer mit wem und wer von den Einzelnen auf einer Skala von 0-10…., es gibt bedeutend unlustigeren Zeitvertreib, wenn man zusammen in einer Bar endlich mal wirklich Zeit hat.

Wir waren uns absolut einig, dass das erotischste und interessanteste Paar des Abends, nicht eines der jungen, noch ungelebt glatten war. Sondern eines in den gut Vierzigern. Sie eine klassische Schönheit, hochgewachsen, grazil, mit sinnlichem Mund, Kurzhaarfrisur und sprühenden Augen. Er bärtig, angegraut, groß, breit, Hornbrille, lässiges Jacket. Und beide zusammen eine offensichtliche Insel aus Intimität, Berührung, unheimlich viel Lachen, faszinierender Präsenz. Und es war keine Frage, dass ich mich irgendwann einfach durch die Menge zu ihnen treiben ließ, um ihnen exakt dies auch zu sagen.

Wir waren für ein paar Augenblicke uns Unbekannte mit Seeleenberührung. Weil es so selten ist, dass jemand Schönes ausspricht, obwohl es nach allgemein gültigen Maßstäben nichts zu sagen gäbe. Ohne Erwartung, Sinn oder Ziel, nur einfach ein ehrlicher Moment, der so offen und ungeschützt sicher ist, dass man sich einfach unter Fremden innig in die Arme nehmen und zu Dritt küssen kann. Lächelnd, ohne Wenn und Aber und ohne jedes halbherzige Vielleicht. Ein lebenswert schöner, berührender kleiner Moment.

Wir waren am nächsten Morgen bummeln und die Sonne des Frühlings suchen und haben leider nur seine erste, kleine Wärme gefunden. Aber draußen saßen wir, draußen! Zwei Kaffee im „Westwind“ auf dem Platz bestellt und fast sickert schon wieder Abschiedsstimmung durch den lachenden Rückblick des vergangenen Abends. Wertvoll waren die gemeinsam verbrachten Stunden. Lass uns das bald, hörst Du, nicht erst nach Monaten wieder tun?

Die junge freundliche Bedienung kommt, stellt die Tassen vor uns und ist sichtlich überfordert, als du sie um braunen Zucker oder noch besser Honig bittest und ich sie um Süßstoff.. Sie schaut unsicher von links nach rechts und in ihrem hübschen, blonden Kopf sehen wir Süßes haltlos durch ihre Synapsen schwirren. „Honig – Süßstoff – Honig – Süßstoff“ sage ich deshalb ganz langsam zu ihr und zeige dabei bedächtig jeweils passend zu dir oder zu mir. Ein klein wenig gemein komme ich mir dabei vor. Aber nur ein wenig, ein klitzekleiner, amüsanter Moment ohne böse Tiefe. Auch als wir grinsend beobachten, wie sie schließlich mit angestrengtem Blick und überkreuzten Händen beides vor den passenden Empfänger legt.

„Es ist Saisonstart. Der Service-Nachwuchs orientiert sich noch“, sagst du trocken. Wir schauen uns mit zuckenden Mundwinkeln an und brechen schließlich in Zeitlupe lachend zusammen. Alles ist großartig, mit einem der richtigen Menschen, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort.

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