Im Laufe unseres Lebens weinen wir ca. 80 Liter Tränen. Eine gute, halbe Badewanne voll.
Macht doch mal Spaß, sich das vorzustellen. So im Zeitraffer. Kniend auf dem Badvorleger, während die Tränen des Tages in die schon auffallend gefüllte Wanne tropfen. Ich finde, das hat was. Das relativiert die einzelne Träne doch enorm.
Tränendrüsen filtern die notwendige Wasserbasis aus unserem Blut. Wusste ich nicht. Hätte ich mir vielleicht denken können, habe ich heute aber frisch gelernt, von der Wissenskarte eines „SuperschlaueKids“-Spieles, meiner Tochter. Eine homöopathisch gefilterte Menge, gewässerten Blutes also, angereichert mit Proteinen, Mineralien, Hormonen, Enzymen.
Hormone, ja. Das erscheint mir sehr logisch.
Man unterscheidet zwischen der banalen Basalträne, der automatisierten Reflexträne und der unausweichlichen Emotionsträne. Erklärt sich von selbst. Vom Wimpernschlag übers Zwiebelschneiden, bis zu Freude und Schmerz in jeglicher Form und Verpackung, alles dabei. Kennt man. Langweilig.
Ohne irgendeiner, schmerzlich vergossenen, Träne dieser Welt zu nahe treten zu wollen, – der Rest ist eine sehr persönliche Sache. Oder?
Oh, nein. Weit gefehlt.
Und schon gar nicht langweilig, wenn man mit Augen der Fotografin Rose-Lynn Fisher darauf schauen mag. Sie war neugierig und fotografierte mit einem Standard-Lichtmikroskop 100 unterschiedliche Tränen.
Und kam zu erstaunlichen Ergebnissen. Die entstandenen Fotos zeigen nicht nur unglaublich schöne, liquide Landschaften, sondern sie beweisen die unterschiedliche Struktur unserer Tränen, abhängig vom auslösenden Gefühl.
Zart filigrane Freude, zerstückelte Trauer, geballt wie ein Stadtplan erscheinen Tränen der Veränderung, während uns die Erinnerung eine Art Luftbildaufnahme in die Augen zaubert.
“Tränen, das Medium unserer Ur- Sprache, sind so unerbittlich wie der Tod, so grundlegend wie der Hunger und so komplex wie ein Initiationsritus. Sie sind der Beweis für unser Innenleben über alle Grenzen hinweg und schließen das Bewusstsein der Menschen mit ein. Wortlos und spontan geben sie uns die Möglichkeit der Neuausrichtung. Tränen vergießen alte Haut. Es ist, als ob jede unserer vergossenen Tränen, einen Mikrokosmos der kollektiven menschlichen Erfahrung darstellt, der einen Tropfen des Ozeans in sich trägt”. Sagt Rose-Lynn Fisher.
Und liefert hierzu faszinierende Einblicke in unsere Gefühlswelt.
So, wie man sie selbst, vermutlich noch nie wahrgenommen hat:
Hat dies auf DUNKELROT Blog rebloggt und kommentierte:
Was wir noch nicht über Tränen wussten…
Gefällt mirGefällt mir
also ich möchte nur eins dazu sagen, ich hab zum letzten Mal geweint als meine liebe Hündin Peggy eingeschläfert werden musste, das war im Jahr 2005 und vorher als meine Mutter starb im jahr 1977. Bei meinem Vater gar nicht. Es gab keinen Grund zu weinen.
Gefällt mirGefällt mir
Das tut mir ehrlich gesagt, sehr leid. So viele Jahre ohne irgendeine Träne.
Gefällt mirGefällt mir
Überlegung: wird man durch den hohen Salzgehalt in Tränen nicht von Ihnen getragen? Wäre das nicht tröstlich, wenn es so wäre? Man nicht in ihnen versinken kann? Und wirklich traurig, wer nicht mehr Tränen hat, Tränen, die ihn tragen können? Über die Trauer hinweg?
Gefällt mirGefällt mir
EIn ganz wundervolles Bild zu Tränen, herzlichen Dank! Durch den Salzgehalt von ihnen getragen, toll! Völlig logisch noch dazu!
Gefällt mirGefällt mir
wie cool. Danke für den Link
Gefällt mirGefällt mir
Bitteschön :)
Gefällt mirGefällt mir
gibt ja auch noch die theorie, dass sich in der tränenflüssigkeit stoffe sammeln, die traurig machen und deswegen ab und an mal abgelassen werden sollten. ist also nichts gegen zu sagen, das bei einem schmalzfilm und einem kübel eiscreme zu tun :D
schöne bilder sind das!
Gefällt mirGefällt mir
:D mit einem Kübel Eiscreme
Gefällt mirGefällt mir
das ist das wichtigste ;)
Gefällt mirGefällt mir
ich putz mir eine gerührt-sein-träne aus den rechten auge und danke dir für dein feines plädoyer für eine der wichtigsten nebensachen der welt. und für den link auch herzlich dankeschön!
Gefällt mirGefällt mir
Danke für die Worte und den Link, liebe Frau Bukowski. Immer wieder überwältigend, womit sich manche Menschen beschäftigen und welche stille Schönheit in uns ruht. Tränenbilder. Einfach bezaubernd. Die ruhen jetzt in meiner Vorstellungskraftecke. Herzlichst, Ihre Frau Knobloch.
Gefällt mirGefällt mir
Spannend. Herzlichen Dank fürs Teilen.
Gefällt mirGefällt mir
Sehr gerne. In Ihrer Vorstellungskraftecke ist ein ganz besonders guter Platz dafür. Herzliche Grüße auch von mir
Gefällt mirGefällt mir
Einer sagte mir mal, dass Kopfweh fast immer von ungeweinten Tränen komme!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Liebe Frau Wildgans, das erscheint mir sogar sehr nachvollziehbar. Verhärten wäre wohl das Schlimmste. Keine wichtigen Tränen ungeweint lassen. Alles Liebe!
Gefällt mirGefällt mir
Sagenhafte Fotos. Und ein sehr schöner Text zur Einstimmung … :)
Gefällt mirGefällt mir
Vielen Dank, schön dass es gefällt.
Gefällt mirGefällt mir
Absolut faszinierend, womit Menschen sich alles beschäftigen. :)
Gefällt mirGefällt mir
Sehr interessante Bilder sind das hinter dem Link. Ich hätte nicht gedacht, dass sich so unterschiedliche Strukturen in Tränen finden lassen. Aber was ich mir gar nicht vorstellen kann: Nur eine halbe Badewanne Tränen in einen ganzen Leben? Ich glaube, ich brauche eine große Wanne.
Gefällt mirGefällt mir
Ist doch beruhigend. Man darf feststellen: wir schwitzen mehr, als zu weinen :D
Gefällt mirGefällt mir
Wobei ich mich nach dem Weinen meistens beruhigter fühle, nach dem Schwitzen nur müffelnd ;)
Gefällt mirGefällt mir