Vergangenes Silvester, zum Jahreswechsel 2017/18, ist eine selbstgezündete Rakete auf mich selbst zurückgefallen. Normalerweise „böllern“ wir nicht, aber damals war es der jugendlichen Tochter ein Wunsch, also sind wir losgezogen und haben exakt sieben Raketen in den Himmel geschossen. Jede stand für ein Lebensthema und die letzte – diejenige, die ich thematisch mit der größten persönlichen Sorge zündete – zischte hoch, stieß gegen einen Ast, änderte ihren Flugweg und explodierte auf meiner linken Schulter.
So etwas wünscht man sich nicht in seinen kühnsten Träumen, so etwas passiert üblicherweise überhaupt nicht. Und wenn es Dir passiert, bist Du ersteinmal lachend froh, wenn Du nach einigen Minuten wieder hören kannst und „dass nichts Schlimmeres passiert ist“.
Und schon wenige Augenblicke später fragst du dich, was denn wohl Schlimmeres hätte passieren können. Nein, wir sind natürlich überhaupt nicht abergläubisch, aber mal ehrlich… von seiner eigenen Glücksrakete abgeschossen zu werden… da kann es einem schon mal mulmig werden. Und dieses Gefühl geht auch nicht verloren, wenn du Freunden von dieser schrägen Geschichte erzählst und sie alle unglaublich bemüht sind, sich nach dem ersten tiefen Durchatmen, eine möglichst überzeugende, positive Deutung für dich abzuringen. An die keiner so recht glaubt, aber was solls denn auch, belasten wir uns nicht mit Neujahrsraketen, schon sicher nicht mit den gescheiterten.
Nun. Ich habe in vielen Momenten des Jahres 2018, diese vermeintlich gescheiterte Rakete auf meiner Schulter gespürt. Mir hat sie unheimlich viel Kraft gegeben, nachdem bereits im Januar Dinge möglich würden, die Jahrelang unerreichbar schienen und ungelöst für fast nicht aushaltbaren Druck sorgten. In einem nicht vorhandenen Hamburger Wohnungsmarkt, fanden wir im Zusammenziehen aller – wirklich aller – verfügbaren Kräfte, ein neues Zuhause, konnten neu ankommen, durchatmen, Ballast abwerfen und Sorgen loslassen. Das – und einiges mehr in diesem Zusammenhang – war ein himmlisches Geschenk, unterstützt von Menschen, die nicht fragten, sondern einfach taten, was möglich und nötig war. Mir sind eine Menge „Engel“ in diesen Monaten begegnet, keiner trug Flügel, aber alle hatten ihren Anteil daran, dass mir wieder welche wuchsen.
Und so folgte Monat auf Monat, mit Dingen die überraschend ihren Lauf nahmen. Dinge die stagniert waren, Dinge die mehr Wahrheit benötigten, Dinge die Vertrauen brauchten. In meine eigene Kraft, in Geduld, Arbeit und Durchhalten. Aber auch Vertrauen in den Mut, eigenen und fremden. Die Basis für alles, das sich veränderte, war dieses Vertrauen und größtmögliche, auch schmerzhafte Offenheit. Nicht alles was sich löste, tat es so, wie es vielleicht einmal gewünscht und vorgestellt war. Aber es löste sich und geht nun einen ehrlichen, eigenen, gesundenden Weg, das ist gut. Und nicht zu vergessen: es gab viele unheimlich nahe, glückliche, emotionale und verbindende Momente. Nicht in jedem haben wir gelacht, aber in jedem waren wir uns nah.
2018 war sicher kein einfaches Jahr, kein geschenktes, sondern ein konfrontierendes. Etliche meiner Lieblingsmenschen erlitten schmerzliche Verluste und/oder stellen sich schwierigen Herausforderungen. Das ist schwer zu akzeptieren, mag aber auch mit einer gewissen Demut angenommen werden.
Ich werde an diesem, nun anstehenden Silvester, keine Böller mehr in den Himmel schießen und fordere „das Schicksal“ nicht erneut heraus. Aber ich bin dankbar für alles Vergangene. Ob trotz oder wegen einer verirrten Glücksrakete… 2018 war (m)ein sehr, sehr gutes Jahr.
Die besten Wünsche für 2019 an euch alle!
Macht etwas besonders Schönes daraus.
Sehr schön beschrieben, Candy. Ob es eine Glücksrakete war, weiß ich natürlich nicht, aber du hast es geschafft, dir deine Ziele zu erarbeiten und das ist viel wichtiger als Glück ;-) Hab ein gesundes und glückliches 2019!
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Danke fürs Teilen!
Auch dir alles Gute, möge es so weiterfließen bei dir.
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Da hattest Du echt Glück mit der Rakete… also, dieses Jahr keine Rakete zünden! 2019 wird trotzdem gut… das wünsche ich Dir! Oliver 2.0
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