Das Glück dauert 25,4 Tage. Statistisch gesehen. Sagt ein Glücksforscher, also einer von denen, die das ja wissen müssen. Wissenschaftlich belegt und ausgezählt, weil das Glücksempfinden wohl auch nichts anderes ist, als Hunger oder Durst, Geiz oder Geilheit, oder jedes andere Gefühl, an dem wir eben so herumfühlen, bis es hochpulsiert oder wir es totgeritten haben. Oder einfach vergessen, vergisst sich ja viel, so über die Zeit.
25,4 Tage. Dann ist Normalität, dann sind wir daran gewöhnt.
An einen neuen Menschen, selbst geboren oder begegnet, an den Lottogewinn, das hammermäßig coole Paar Schuhe, den Liegestuhl auf den Malediven, die erste, klitzekleine eigene Wohnung, an den verdienten Erfolg für eine gewaltige Leistung, ans Gesundwerden nach Krankheit, an das Lächeln der neuen Nachbarin, ans Überleben, an alles, alles, alles, was uns glücklich machen kann.
25,4. Dann geht es uns in Fleisch und Blut, dann haben wir ein Anrecht darauf und werden zickig, wenn es zickt. Oder erwartungsvoll gegenüber neuen Ergebnissen. Dann muss es sich uns beweisen, das Glück. Dann wird das Geschenk zum Eigentum und das Herzklopfen zum soliden 70er Puls.
Dann tasten wir die Blinden nach der zweiten Seite der goldenen Medaille, werden früher müde und später wach, frisch hungrig vor lauter Sattheit und suchen nach dem süßen Topping auf der Hausmannskost.
Komma 4. Es lebe die Statistik. Ob es morgens um Zehn, am 26.sten Tag einfach so wegploppt? Oder schleicht es sich langsam heraus, das Glück, und flätzt noch ein wenig störend auf dem Sofa herum, bevor ihm mit einem tiefen Seufzer die Luft ausgeht? Erinnern wir uns nicht alle, an ein gemeinsames Aufwachen, bei dem der erste Blick ein anderer war und es ein klein wenig anders roch, zwischen den Laken, ein wenig nach Verwesungsgeruch von Glück, vielleicht? Oh my god, yes I do, I remember.
25,4 Tage. Ob man sie strecken kann? Wenn man sie womöglich über ein halbes Jahr verteilt? Wo liegt die Mitte, zwischen ausreichend am Topf voll Gold naschen und doch hungrig bleiben? Und wer um alles in der Welt, ist verantwortlich für den Regenbogen, damit man drüber gehen kann? Da muss es doch, Himmel da muss es doch einfach einen geben. Überhaupt: was soll man denn von der miesen Relation halten?
25,4 Tage. Nicht mal auf einen lächerlichen Monat puscht das Glück. Da protzen Kumpel Liebeskummer und Trauer aber mit härteren Geschützen. Gerade hineinlegen kann man sich mit beiden, in die Ewigkeit. Als wäre es ein tolleres Gefühl, voll gepackt mit all den schönen Vorwürfen und Einsamkeiten, all den Verlusten, Wenns und Abers und haste nicht gesehen.
Da gibt es natürlich keine brauchbare Statistik aus der Unglücksforschung, aber wenn Du mal fragst, dann ist jeder dabei. Da könnten wir Bücher mit füllen und Taschentücherberge. Und wenn einer geht, dann geht immer nur ein Teil und den Rest legen wir uns in die gut gefüllte Gruft und pflanzen zum Jahrestag die Deko um.
Weil wir den Schmerz besser zu pflegen wissen, als das Glück?
Oder vorsichtshalber eine schale Zufriedenheit daraus machen? Weil es ja auch extrem dämlich wäre, sich absichtlich ständig selbst mit einem Hammer auf den bereits blauen Zehen zu hauen?
Anstatt einfach mal ab 25 konsequent weiter zu zählen und dem Glück einen Raum zu geben. Ganz bewusst. Tag für Tag. Einfach immer wieder einen dazu.
Mit Leidenschaft spürbares Glück bewahren, vielleicht sogar, es zu vergrößern.
Check!
Candy Bukowski
Wir sprachen darüber. Verdammt wenig, findest nicht auch? Aber was soll man machen …
LikeGefällt 1 Person
Gegenhalten :) Immer hart gegenhalten!
LikeGefällt 3 Personen
Im Jahr oder hochgerechnet auf ein gesamtes Leben?
LikeLike
Ein aktuelles Glücksgefühl. Ob verliebt oder Lottogewinn. 24, 5 Tage am Stück.
LikeGefällt 1 Person
Ehrlich gesagt überrascht mich, dass man 25,4 Tage am Stück euphorisch sein kann. Ich bin es lieben jeden zweiten Tag für einen Moment, eine Minute, ein Lächeln.
LikeGefällt 1 Person
Guter Plan! Sehr, sehr guter Plan … Nachahmenswert :-)
LikeGefällt 1 Person
:D Break the rules!
LikeLike
Fein, von Dir zu lesen…
Seltsam. Mir scheint Glück tatsächlich kein messbarer Faktor zu sein. Vielleicht liegt es an der Gehirnchemie oder so. Oder am Wissen, dass Gefühle wie Glücklichsein willentlich beeinflussbar sind…doch das ist eine schwere Übung. Insofern, statistisch betrachtet, übe ich schon ganz schon lange…😉
LikeGefällt 1 Person
@stefanini: so halte ich es auch, ganz bewußt. Das macht zwar alles ambivalenter und der Kopf ist immer mit dabei (und nicht nur der Bauch), jedoch bin ich mir dieser Glücksgefühle dann sehr gegenwärtig. Vielleicht ist das klüger als 25,4 Tage besoffen vor Glück rumzulaufen und dann mit nem Riesenkater zu erwachen ;-)
LikeLike
Glücksforscher! Ich meine: Glücksforscher!!! Sollen mal schön weiter das Glück in enge Statistikkorsagen zwängen. Das dehnt sich nämlich derweil eigensinnig auf enturalte Zeiten aus oder verschlankt sich auf einen Schmetterlingsflügelschlag.
Schön, Dich zu lesen und dann auch noch mit Glücksthema, einfach bonfortionös.
Grüße gen Norden, Deine Käthe, eigenbeglückt.
LikeLike
Ich hatte auch schon wochenlanges Flow-Glücksgefühl. Hoffe, ich hab nicht so viel verbraucht, dass es noch für die zweite Lebenshälftw reicht. Und welches arme Schwein hat dann ganz wenig Glücksgefühl, um meine wochenlangen Schwelgereien für die Statistik wieder auszugleichen? Geht mir anstandshalber gleich schlechter …
LikeLike
Lach. Muss dir nicht schlechter gehen. Es wurde das Einzelglücksgefühl berechnet. Nicht der Anteil auf Lebensdauer. Da könnte man sich ja die Kugel geben, wenn 25 Tage alles wären 😀
LikeGefällt 1 Person
Hallo, Candy, 25 Sekunden um mal zu schauen, ob du einen Blog Award annehmen magst? LG! Ela
http://immertreues.blogspot.de/2015/04/liebster-blog-award.html
LikeLike
Liebe Ela, ich habe ihn schon zweimal verliehen bekommen, wie oft darf man die ehre denn annehmen? Klar bentworte ich deine Fragen gerne. Sind ja echt knifflige dabei. Lieben dank für deine Wertschätzung, freut mich!! :) herzlich, Candy
LikeLike