All die blanken Kehlenworte

Man redet ja viel, wenn der Tag lang ist.
Am allermeisten über Dinge, die entweder unter eher banalen Smalltalk fallen, oder unter diejenigen, in denen man sich sicher fühlt.
Kurz gesagt, also über´s Wetter und über Recht haben.
Dabei ist es ziemlich egal ob zu viel Sonne oder zu wenig Schnee herrscht, oder ob man sich völlig verstrahlt, gerade wie der einzig wahre Checker fühlt, ausschlaggebend ist lediglich eine feste Meinung. Die genügt völlig, um den Tag wortgewaltig zu nehmen.

Gänzlich anders, wenn unsicheres Terrain betreten wird.
Alles was schwach macht, oder in kürzester Zeit die blanke Kehle darbieten würde, spricht sich weitab vom Sprudeln, sondern meist recht gestockt. Geht nur mit Anlauf, oder mit abgewogenen Worten. Gut dosiert, ein paar Mal im Mund vorgeschmeckt, bevor sie über die Lippen perlen. Oder eben auch nicht.

Ich habe oft gestockt. Immer wieder.
Bei den Klassikern, – oft gebraucht, nie leichter geworden:

BitteDankeEs tut mir leidich schaffe das nicht  – Bitte kannst Du…Bitte bleibBitte gehVerzeih mirDu fehlst mirich fühle mich ….

Alles blanke Kehlenworte. Die gehen nur mit Anlauf.
Weil zwischen sprechen und sich erklären eben doch ein paar Galaxien liegen, die ich nur per Anhalter durchkreuzen kann. Den Daumen vorsichtig rausgestreckt, abwartend, wer nach gesprochenen Kehlenworten noch die Tür aufhält.

Ich habe sogar bei wunderschönen Worten oft gestockt. Weil sie zu zart, zu angreifbar, zu verletztlich, zu ungewollt sein könnten.
Ganz ehrlich? Ich habe mehr als einmal in einem Arm gelegen, oder jemandem gegenüber gesessen, bin neben einem gegangen, – und dachte mir “Das sag`ich jetzt. Weil es schön ist, und wahr, und weich. Und wunderbar. Und weil es passt. Zu ihm und mir und allem was wir sind und waren oder werden können.

Und habe nichts gesagt.
Oder etwas ganz anderes.
Oder etliche Minuten und 500 Meter dafür gebraucht.
Bis es fast schon nicht mehr passte, oder die Länge so leer und ich ganz abwesend wirkte. Obwohl ich viel näher war, als all die Worte die sich ansonsten selber sprechen.

Dabei wurde selten zugebissen, wenn ich es wagte.
Alles an Herz und frei von Stolz, war liebevoll begehrt.
Selbst unter Wölfen, die mir irgendwie am nächsten sind, werden blanke Kehlen respektiert.
Und über die Zeit, lerne ich dann doch.
Was ist schon zu verlieren, außer allem? Kein Stück mehr.

BitteDankeEs tut mir leidich schaffe das nicht  – Bitte kannst Du…Bitte bleibBitte gehVerzeih mirDu fehlst mirich fühle mich ….

Candy Bukowski

11 Antworten auf “All die blanken Kehlenworte”

  1. „Selbst unter Wölfen, die mir irgendwie am nächsten sind, werden blanke Kehlen respektiert.“ Meistens. Du glaubst garnicht, wie sehr du mir im Moment aus der Seele geschrieben hast …

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  2. Ich lese: „Den Daumen vorsichtig rausgestreckt, abwartend, wer nach gesprochenen Kehlenworten noch die Tür aufhält.“ – und ich nicke, weil ich das auch öfters erlebe.
    Danke für diesen Text!

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    1. Ich kenne aber auch etwas anderes: Türaufhalter zu sein auf immerewig, während die ungeschützte Seele mal schnell wieder entschwindet, um sich die Innereien neu aufwühlen zu lassen. Die Tür wird ja wieder aufgehen. Und in der Tat: ich kann nicht anders, denn nackte Kehlen schützt man, weil mit dem Biss der eigene Hunger auch nicht zu stillen wäre… es wäre nur Elend mehr um uns herum

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      1. Hm, fein beschriebene Situation. Nein, Tueraufhalter sein ist bestimmt nicht schoen. Aber dort waren meine Saetze tatsaechlich gar nicht angesiedelt. Herzlicher Gruss.

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